Strom - in Kooperation mit Verivox

Strom- und Gas-Grundversorgung: Mehrheit der Tarife immer noch über Preisbremse

Heidelberg. Die durchschnittlichen Strom- und Gaspreise im Grundversorgungstarif der regionalen Versorger liegen mehrheitlich immer noch deutlich über den Preisgrenzen der zu Beginn des Jahres ausgelaufenen Energiepreisbremsen.

Dabei sind die Einkaufspreise der Versorger seit dem Höhepunkt der Energiekrise im Herbst 2022 deutlich gesunken. Die Tarifangebote für Neukunden liegen hingegen schon seit Beginn 2023 wieder flächendeckend unterhalb der Preisbremsen-Grenzen. An den teuren Grundversorgungspreisen wird sich auch in den kommenden Monaten nichts ändern, nur wenige Versorger kündigen Preissenkungen an. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Vergleichsportals Verivox.

Riesige Preisunterschiede zwischen Stromtarifen

Der Strompreis im Grundversorgungstarif des örtlichen Versorgers für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 4.000 kWh liegt im bundesweiten Durchschnitt bei 44,35 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Das entspricht jährlichen Kosten von 1.774 Euro. Rund die Hälfte der über 800 Grundversorgungstarife haben noch einen Arbeitspreis von über 40 Cent pro kWh.

"Das Preisniveau der Stromgrundversorgung liegt mit rund 44 Cent pro Kilowattstunde noch deutlich über dem Preisdeckel von 40 Cent/kWh, an dem sich die zu Beginn des Jahres ausgelaufene Strompreisbremse orientiert hat. Wer noch so viel für Strom bezahlen muss, sollte sich dringend um einen besseren Stromtarif kümmern", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

Ein deutliches Sinken dieses Preisniveaus ist nicht in Sicht. Für September und Oktober haben Grundversorger bisher sechs Strompreissenkungen von durchschnittlich 11 Prozent angekündigt.

"Da regionale Versorger im Großhandel oft langfristig Strom und Gas beschafft haben, müssen viele von ihnen die hohen Beschaffungspreise der vergangenen Jahre an die Haushalte weitergeben. Häufig bieten die regionalen Versorger aber auch günstigere Preise außerhalb der Grundversorgung an – wenn sich die Kundinnen und Kunden aktiv darum kümmern", sagt Thorsten Storck.

Tarifwahl entscheidet über Energiekosten der Haushalte

Der jeweils günstigste Tarif des örtlichen Grundversorgers kostet im August 35,88 Cent, das sind 1.435 Euro pro Jahr bei 4.000 kWh. Beim gleichen Versorger kann der Strom damit durchschnittlich rund 19 Prozent günstiger bezogen werden. Der einzige Nachteil für Haushalte besteht darin, dass die Vertragslaufzeit in der Regel 12 Monate beträgt, während der Grundversorgungstarif jederzeit gekündigt werden kann.

Wer den Stromanbieter wechselt, bekommt jedoch noch deutlich günstigere Preise. Im günstigsten überregionalen Neukundentarif mit Preisgarantie werden aktuell im Bundesschnitt 25,57 Cent/kWh fällig, die Jahreskosten für 4.000 kWh liegen dann bei 1.023 Euro. Im Vergleich zum örtlichen Grundversorgungstarif beziehen die Haushalte den Strom dann rund 42 Prozent günstiger.

Gaspreise der Grundversorgung liegen noch immer über 14 Cent/kWh

Im örtlichen Grundversorgungstarif liegt der durchschnittliche Gaspreis für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh im August 2024 bei 14,22 Cent/kWh, die Gesamtkosten belaufen sich auf 2.844 Euro. Rund 80 Prozent der knapp 800 Grundversorgungstarife weisen aktuell einen Arbeitspreis über dem Gaspreisbremsendeckel von 12 Cent/kWh auf. Darin sind allerdings 19 Prozent Mehrwertsteuer enthalten, zur Zeit der Energiepreisbremsen galt für Erdgas ein reduzierter Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent.

Auch im Bereich Gas bewegen sich die Preise der örtlichen Versorger derzeit kaum – für September und Oktober wurden bisher 15 Preissenkungen von durchschnittlich 10 Prozent angekündigt, sechs Versorger erhöhen die Gaspreise um durchschnittlich fünf Prozent.

Der günstigste Gastarif eines örtlichen Versorgers kostet aktuell im Bundesschnitt 11,50 Cent/kWh, was Jahreskosten von 2.300 Euro entspricht. Wie im Bereich Strom bieten die gleichen Versorger Gastarife an, die rund 19 Prozent günstiger sind.

Bei Neuabschluss des günstigsten überregionalen Angebotes mit Preisgarantie zahlen Haushalte aktuell 8,64 Cent/kWh, das sind bei 20.000 kWh Gesamtkosten von 1.728 Euro. Wer den Gasanbieter wechselt, kann Gas im bundesweiten Durchschnitt rund 39 Prozent günstiger als im örtlichen Grundversorgungstarif beziehen.

"Bei Strom und Gas sehen wir das gleiche Bild bei den unterschiedlichen Tarifgruppen: Während sich die Preise der Grundversorgungstarife, die noch rund ein Viertel der Haushalte beziehen, noch weit über den Deckelbeträgen der Preisbremsen bewegen, bieten die regionalen Versorger den Kundinnen und Kunden, die sich aktiv um einen günstigeren Tarif bemühen, deutlich bessere Konditionen an. Die Preise fallen dann um durchschnittlich 19 Prozent niedriger aus. Die überregionalen Angebote sind allerdings noch einmal deutlich günstiger. Alle Haushalte, die noch in der Grundversorgung stecken, können ihre Energiekosten bei Strom um durchschnittlich 42 und bei Gas um 39 Prozent reduzieren", sagt Thorsten Storck.

Methodik

Für die durchschnittlichen Strom- und Gaspreise in den Grundversorgungstarifen hat Verivox die verfügbaren veröffentlichungspflichtigen Preise der rund 700 Gas-Grundversorger und der rund 800 Strom-Grundversorger in Deutschland ausgewertet.

Die durchschnittlichen Strom- und Gaspreise bei Neuabschluss wurden anhand der bei Verivox verfügbaren Angebote erhoben. Der Preis pro Kilowattstunde enthält den Arbeitspreis sowie den Grundpreis und basiert auf dem deutschlandweit gewichteten Mittel des günstigsten Preises je Postleitzahl. Berücksichtigt werden ausschließlich Neukundentarife mit einer Preisgarantie von 12 Monaten.

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