Le Puy-en-Velay - Linsen und fundamentaler Katholizismus

Die Stadt in der Auvergne ist eine Pilgerfahrt wert: wegen der roten Marienstatue, der schwarzen Felsen und der berühmten grünen Linsen.

Die bekanntesten Botschafter Le Puys sind froschgrün, kreisrund und reich an Vitaminen: die Linsen! Da liegen sie, in bemaltes Emaille verpackt wie exquisite Pralinen und auch fast so teuer. Die berühmtesten haben es sogar bis in die Gourmetrestaurants von New York geschafft. Le Puy ist garantiert die einzige Stadt, in der die lentilles ein eigenes Museum haben - wer möchte, kann dort Rezepte für komplette Menüs auf Linsenbasis bestellen, denn sogar Süßigkeiten machen die Ponots, die Einwohner Le Puys, aus den kleinen, zarten Hülsenfrüchten, die ihrer Stadt zu Weltruhm verhalfen. Was Wunder, dass der Schriftsteller Maurice Barres Le Puy bescheinigt, es sei "die verführerischste, seltsamste und einmalige Stadt Frankreichs".

Das denkmalgeschützte Le Puy duckt sich in eint Mulde zwischen Berggipfeln aus Lava. Rechts und links ragen spitze Felspyramiden in den Himmel, wie die Basaltorgeln von Espaly, wuchtige Basalttische, an denen nur Götter speisen könnten, oder Vulkanschornsteine: schroffe, aus gehärteten Lavamassen geformte Spitzen, die im Schlot erkaltet sind, wie die Aiguilhe (zu deutsch: Nadel) Saint-Michel. Jede Spitze ist von einer Kirche besetzt.


Schon immer haben die Menschen geglaubt, dass eine so mächtige Landschaft nur von Götterhand gemeißelt worden sein kann. Seit der Legende nach in der galloromanischen Zeit die Jungfrau Maria einer fiebernden Wanderin erschien, ist Le Puy Wallfahrtsort, Ausgangspunkt eines Jakobswegs nach Santiago de Compostela. Jedes Jahr kommen über eine Million Pilger. Und die Stadt im Herzen des Vulkans hat dem Glauben Denkmäler gesetzt: eine spektakuläre Kathedrale mit orientalischen Kuppeln und teils arabischem Schmuck; schlanke Kapellen, die scheinbar nur noch von Gotteshand auf den filigranen Felsen gehalten werden; ein romanischer Kreuzgang, dessen Kapitelle Figuren aus der Fabelwelt des Mittelalters zeigen. Alles wird überragt von der Jungfrau Maria, die in dunklem Rot über der Stadt steht.

Im Juni ziehen sich grellgrüne Linsenreihen über die rote Erde. Deshalb pilgern sogar die Gourmets nach Le Puy, aber ansonsten ist die Stadt fest in gläubiger Hand. "Wenn Du Dich nicht vor der Sünde bewahren kannst", mahnt eine lateinische Inschrift an der Kapelle des heiligen Martin, "so übertritt nicht diese Schwelle, denn die Königin des Himmels will eine Verehrung ohne Besudelung."

Anreise
mit dem Auto: von Paris auf der A 71 über Clermont-Ferrand, weiter auf der A 75 und N 102 (520 km).
mit der Bahn: von Paris aus mit dem TGV in viereinhalb Stunden. Der kleine örtliche Flughafen hat eine werktägliche Verbindung nach Paris-Orly-Sud.

Anschauen
Der historische Stadtrundgang sollte die Kathedrale mit ihrem Kreuzgang und dem Wunder bewirkenden "Fieberstein" einschließen. Besichtigen sollte man auch die 16 m hohe rote Marienstatue Notre-Dame de France über der Stadt und die Kapelle Saint-Michel d'Aiguilhe.
Musée Crozatier, Jardin Henri Vinay, Tel.: 04-71093890, Fax: 04-71021809. Umfassende Sammlung zu Kultur und Geschichte der Region.
La Dentelle du Puy, 38-42 Rue Raphael, Tel.: 04-71020168, So und Mo vormittags geschlossen. Die Erfindung der geklöppelten Spitze geht angeblich auf eine Einwohnerin Le Puys zurück. Isabelle Mamour soll Anfang des 15. Jahrhunderts mit dieser Kunst begonnen haben. In La Dentelle kann man sich anschauen, wie damals die Spitze noch per Hand geklöppelt wurde. Wer sich selbst daran versuche möchte, kann hier auch Unterricht nehmen.

Prozession
Vor allem an Mariä Himmelfahrt bevölkern Pilgermassen die Stadt. Dann führt eine große Prozession durch die Straßen, bis die 'schwarze Jungfrau' wieder ihren Platz auf dem Altar in der Kathedrale einnimmt

Auskunft
Office de Tourisme, Place du Breuil, 43000 Le Puy, Tel.: 04-71093841, Fax: 04-71052262, Internet: www.ot-lepuyenvelay.fr . Mo-Sa 08.00-12.00 und 13.30-18.15 Uhr, So 10.00-12.00 Uhr