Ein Blick hinter das Château reicht
jedoch, um die Welt als geordnetes Fachwerk
mit überbordenden Geranienkästen
zu begreifen. Das verschafft ebenso Sicherheit
über die elsässische Seele von
Saverne wie ein Stück Obsttorte in
der Pâtisserie. Und stärkt für
den Aufstieg zur Burg von Haut-Barr. Eine
Stunde trabt man bergauf, vorbei an der
Kanalschleuse, dann durch finsteren Wald.
Unten liegt die brave Stadt. Nach Osten
legt sich die Rheinebene gefügig zu
Füßen, nach Westen schiebt sich
der Vogesenkamm ins Panorama. Die Burg ist
ein erhebender Platz. Wer die Kapellen,
Kemenaten und Pulvertürme auf den Buntsandsteinfels
pfropfen ließ? Die Bischöfe von
Straßburg, ja doch. Das war im 12.
Jahrhundert, als sie sich noch nicht trauten,
in der Stadt zu bauen.
Savernes Name geht auf die römische
Gründung "Tres Tabernae" zurück.
Was zu Deutsch "drei Gasthäuser" heißt
- ein Name, der bis heute zu verpflichten
scheint. In der Grand'Rue reiht sich eine
Weinstube an die andere. Drinnen sitzen
die Hausbootcrews und spinnen beim Riesling
Seemannsgarn. Manchmal ärgern sie sich
auch, und zwar immer dann, wenn ihnen Europaparlamentarier
aus dem nahen Straßburg gleich in
Fraktionsstärke die Plätze wegnehmen.
Warum die Politiker in ihren Limousinen
über die Autobahn nach Saverne rauschen?
Für die Antwort muss man um den Hafen
bummeln, am besten abends, wenn das angestrahlte
Schloss den Glanz des ancien régime
ins Wasser schüttet. Von soviel Gloria
kann man in den Straßburger Sitzungssälen
nur träumen.
Anreise
mit dem Auto: über die A 35
auf französischer Rheinseite Richtung
Straßburg bis Abzweig Vendenheim -
die Autobahn ist weniger staugefährdet
als die parallel auf deutscher Seite verlaufende
A 5. Ab Vendenheim weiter über die
A 4 bis Saverne (ca. 35 km)
mit der Bahn: von Straßburg
ca. eine halbe Stunde, viele Verbindungen.
Anschauen
Château des Rohan, Place Général
de Gaulle, Mo - Mi 14.00-17.00 Uhr, 15.
Juni bis 15. September 10.00-12.00 und 14.00-18.00
Uhr. Residenzschloss der Straßburger
Bischöfe, heute Doppelmuseum: Musée
Archéologique et Historique zur Stadtgeschichte.
Donation Louise Weiss mit dem Nachlaß
und Reisesouvenirs der streitbaren Europaparlamentarierin
(1893-1983)
Couvent des Récollets, Rue
Poincaré, täglich geöffnet,
zur Zeit wegen Bauarbeiten gelegentlich
geschlossen. Im spätgotischen Kreuzgang
verwitterte Fresken und ein Garten, halb
als Gewächshaus, halb als Blumenbeet
angelegt - das einstige Augustiner-Kloster
ist ein verwunschener Ort.
Château de Haut-Barr, 5 km
südlich über die Rue du Général
Leclerc, Zugang frei. Die Burg auf 470 m
Höhe wird wegen der weiten Aussicht
auf die Rehinebene das "Auge des Elsaß"
genannt. In der Nähe steht die Tour
Chappe, die als Teil eines Flügeltelegrafen-Systems
ab 1798 Straßburg mit Paris verband.
Jardan Botanique, Col de Saverne
(3 km westlich an der N 4), Mi - Mo 14.00-18.00
Uhr, Juli bis 15. September täglich
10.00-18.30 Uhr. Park mit Alpengarten, Hochmoor
und Arboretum, eingebettet in den Wald der
Nordvogesen.
Auskunft
Office de Tourisme, 37 Grand'Rue, 67700
Saverne, Tel.: 03-88918047, Fax: 03-88710290;
Mo - Sa 09.00-12.30 und 14.00-19.00, So
10.00-12.30 und 14.00-17.00 Uhr.