Die Normandie, geprägt vom Meer und dem
grünen Hinterland, liegt zwischen Bretagne,
Picardie und Ile de France. Leuchtende Kreideklippen
und feine Kieselstrände im Norden, Dünen
und flache, mit Felsnasen gespickte Sandstrände
Richtung Westen. Alte Bauernhäuser im
Seine-Tal, auf deren strohgedeckten Dächern
Schwertlilien wachsen. Überall stolze
"manoirs", schloßähnliche Herrensitze
mit romantischen Holztürmchen. Eine Reise
durch die Normandie ist auch ein Streifzug
durch Kunst und Geschichte. Rouen, auf dessen
Marktplatz 1431 Jeanne d' Arc verbrannt wurde.
Rouen, im 19. Jahrhundert von Gustave Flaubert,
dem Sohn der Stadt, als Welt der Madame Bovary
beschrieben. Die mittelalterliche klösterliche
Küstenfestung Mont-Saint-Michel auf dem
75 Meter hohen Granitfelsen gilt als französisches
Nationalheiligtum, wird von Bretonen und Normannen
gleichermaßen eifersüchtig als
Besitz erachtet.
Den perlmuttfarbenen Himmel macht der Normandie
keiner streitig. Dieses Freiluft-Atelier mit
seinen im Licht explodierenden Farben der
Natur inspirierte den Maler Claude Monet zum
Impressionismus. Sein ehemaliger Besitz in
Giverny ist heute eine Art Wallfahrtsort.
Viele junge Leute pilgern dorthin, so wie
sonst nur nach Paris zum Grab des Rockidols
Jim Morrison. Da sitzen sie fast ein bißchen
feierlich in Monets Blumengarten, der so paradiesisch
ist wie vor hundert Jahren. Am nächsten
Tag machen sie dann einen Abstecher zur Brückenruine
bei Beny-Bocage zum Bungee-Jumping und lassen
sich dort von einem 60 Meter hohen Pfeiler
an einem Gummiseil in die Tiefe fallen.
In der Normandie fließen übrigens
auch Sahne und Creme fraîche in Strömen.
Jedes zweite Gericht ist "à la crème",
auf Kalorien darf man da nicht achten. Im
Dörfchen Camembert erfand die Bäuerin
Marie Harel den unvergleichlichen Käse,
und in Fécamp, der Geburtsstadt des
Schriftstellers Guy de Maupassant, kam man
auf den Likör Bénédictine.
Die Kameliendame war ein Mädchen der
Normandie, von ihr lernten Pariser Lebemänner,
wie man Kaffee auf normannisch trinkt: In
die fast leere, noch warme Tasse kommt ein
Schuß "Calva". Ein Schluck, der auch
heute noch in jedem Café in der Normandie
zum täglichen Ritual gehört.
Besonderheiten der Normandie
Die Normandie hat mehr als 600 Kilometer Küste,
wahlweise mit Highlife oder Fischer-Idylle.
Die Brandung zieht Surfer an, die festen Ebbestrände
locken Windsailer. Das fruchtbare grüne
Hinterland ist ideal für Wander- und
Radtouren oder Reiterferien. Zum Kennenlernen
von Land und Leuten gibt es etliche malerische
Routen, zum Beispiel die Straße der
Dichter, der Maler, der berühmten Frauen,
der Kathedralen, der Schlösser, der Gestüte
und des Käses.
Kunst und Kultur
Die Kathedrale Notre-Dame in der Altstadt
von Rouen gehört zu den schönsten
gotischen Kirchen Frankreichs. Viele Museen,
darunter eines über das Leben der Jungfrau
von Orléans. In Bayeux hängen
in der Kathedrale die "Tâpisseries"
- ein über 70 Meter langer Bildteppich
über die Eroberung Englands durch die
Normannen. Zahllos sind die Schlösser,
Burgen und Herrensitze. Im Departement Eure
sind erstmals viele Privatbesitze Besuchern
zugänglich. Auf dem Friedhof in Varengeville
liegt Georges Braque begraben, er entwarf
das blaue Fenster der Kapelle.
Veranstaltungen
See- und Hafenfeste gibt es zum Beispiel in
Honfleur, Courseulles und Port en Bessin.
Fécamp feiert mit vielen Aktionen ein
Guy-de-Maupassant-Jahr. Die berühmte
Wallfahrt zum Mont-St-Michel findet jedes
Jahr im Juli statt: sieben Kilometer barfuß
durchs Wattenmeer. Coutances hat im Mai sein
Jazz-Festival unter Apfelbäumen. Tausend
Jahre normannische Geschichte bietet Schloß
Martainville bei Rouen von Juni bis August
in einem 90-minütigen Spektakel: 350
Schauspieler, Pferde, tolle Kostüme und
Effekte.
Essen und Trinken
Spezialitäten: Seezunge à
la Morny, Jakobsmuscheln, Ente à la
Rouennaise, Schinken in Cidre, Crêpes,
Blätterteig-Äpfel. Lammgerichte
mit typischem "pré salé"-Geschmack.
Restaurants: "Couronne" in Rouen -
gepflegt (auch die Preise). In ist hier auch
"Le Business" im American style. Große-Welt-Atmosphäre
in der "Ferme Saint-Simeon" vor den Toren
von Honfleur. In Honfleur: "Le Perroquet vert"
und die Brasserie "Des Flots". Szene-Treffs:
Superschick ist es, in Deauville im Hotel
"Normandy" den Tee oder Kaffee zu nehmen.
Eis-Essen bei "Martine Lambert" oder im "Café
de Paris". Junges Publikum in Trouville in
"La grande Crêperie" - mit tollem Meerblick.