San Quirico d`Orcia - mittelalterliches Kleinod in der Toskana

Ein Abend wie aus dem Film. Das örtliche Orchester "Società Filarmonica di San Quirico d'Orcia" spielt die Ouvertüre zu 'Tannhäuser'. Die Piazza Libertà erstrahlt im Licht der Glühbirnen, die das Kirchenportal von San Francesco schmücken. Das adrette Publikum applaudiert, wenn eine Stelle besonders gut gelungen ist. Vorlaute Kinder versuchen Schabernack mit den Mützen der Musiker zu betreiben, alte Männer pfeifen sie mit lautem Schimpfen zurück, drohen gestenreich und strafen sich ihr Tun gleichzeitig Lügen durch das kaum verborgene Lachen in den Augen.

San Quirico ist ein Ort, an dem viele vorbeifahren. Für Kulturinteressierte ist das nahe Pienza attraktiver, Weinkenner lassen den Ort links liegen, auf dem Weg von Montepulciano (Vino Nobile) nach Montalcino (Brunello). Das ist ungerecht und schade. Denn hinter der Stadtmauer mit ihren 14 kleinen Wehrtürmen, gibt es viel zu entdecken.


Die Stiftskirche etwa, mit ihren Löwenportalen, im 11. Jahrhundert aus Sandstein und Travertin gefertigt. Oder den Palazzo Chigi, für Kardinal Flavius Chigi im 17. Jahrhundert erbaut und mit herrlichen Fresken ausgemalt, im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen schwer beschädigt und seit Jahren im Zustand der Restauration. Einige Säle sind schon wieder zu besichtigen: Störche und Kraniche im Himmelsblau, zarte Bäume, Früchte und Blüten, delikate Putten mit ihren Füllhörnern und Blumenkränzen, kraftvoll leuchtende Allegorien der Kontinente Europa, Afrika, Asien, Amerika (Australien fiel dem 'vier'-eckigen Raum zum Opfer).

In der "Sala del segno del Leone" ist ein Teil des "Archivo Italiano dell'Arte del Giardini" untergebracht - Stapel vergilbter Dokumente über die Gartenkunst. Diese macht aber mehr Spaß, wenn man sie greifen kann - im Horti Leonini, einem italienischen Renaissancegarten, zwischen dessen streng geometrisch angeordneten Hecken im Sommer moderne Skulpturen ausgestellt werden und ganzjährig die Dorfjugend Händchen hält.

Gleich daneben steht die klein und schlicht anmutende romanische Kirche Santa Maria Assunta, deren klare und strenge Linienführung selbst kühlste Atheisten in Versuchung führt, hier eine Kerze anzuzünden.

Dann schlendert man über die kleine Hauptstraße 'Via Dante Alighieri' mit ihren Läden, in denen Damenoberbekleidung, Wäsche, Backwaren, Haushaltsartikel, Bücher feilgeboten werden. Alle paar Meter eine Bar. Besonders schön sitzt man in der "Bar Centrale", die ihre Tische bei gutem Wetter hinaus auf die Piazza Libertà stellt. Und wenn man Glück hat, gibt es da gerade ein Freiluftkonzert.
...weiter - Wissenswertes über San Quirico d`Orcia