Alt wie die Stadt, so sind auch die Berufsdynastien
- der hiesige Goldschmied senkt den Kopf und
biegt mit ruhiger Hand Goldfäden und
ritzt Muster, die das Auge kaum erkennen kann.
Er formt mit winzigen Instrumenten Schmuckstücke,
die aussehen, als seien sie geklöppelt,
denn so hat es ihm sein Vater beigebracht,
der es davor von seinem Vater gelernt hatte,
und so immer weiter zurück - 13 Generationen,
seit dem Jahr 1509.
Auch sein Sohn wird beizeiten den Kopf genauso
beugen. Und die alten Frauen werden auch weiterhin
in ihren Trachten herumlaufen, sich bunte
Stoffzöpfe um die Köpfe schlingen,
Spitzen um den Hals legen, ihre Brüste
zu einem einzigen spitzen Horn unter dem Mieder
zusammenschnüren und ihre sieben Kilo
schweren Baumwollröcke mit langsamen
Schritten über die Piazza tragen.
Aber - die Uhren sind in Scanno nicht stehen
geblieben. Im Gegenteil: Zwei Kirchen verkünden
jede Viertelstunde mit trockenen Schlägen
die verstreichende Zeit. Das eine Glockenspiel
hat immer fünf Minuten Vorsprung vor
dem anderen. So ist im Dorf ständiges
Geläut. Vermutlich wird eines Tages eher
die eine Glocke die andere einholen, als daß
das moderne Leben Scanno erreichen wird.
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